1978 in Buchholz in der Nordheide geboren, wusste Malte von Schuckmann schon sehr früh, dass er einmal Maler sein wollte. Dank zahlreicher Besuche bei den Großeltern auf Sylt begeisterte er sich schon in frühester Kindheit für die abwechslungsreichen Stimmungen an der Nordsee.
Von 1999 bis 2003 studierte er schließlich an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und schloss daran bis zum Jahre 2006 ein Studium an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel an.
Seither widmet er sich ausschließlich der Nordischen Küstenlandschaft mit ihrem meist wolkenverhangenen, mal klaren, mal dunstigen, aber immer sehr stimmungsvollen Himmel. Und der Nordsee. Hier fasziniert ihn besonders das Spiel der Wellen in all ihren Farbnuancen. Seit einigen Jahren liegt sein Fokus speziell auf dem Wellenspiel der Nordsee, das mal aufbrausend stürmisch und aufwühlend, mal sanft schaukelnd und beruhigend daherkommt.
Seit einigen Jahren malt er nur noch mit Öl und nutzt hierbei hochwertige Leinwand als Bildträger. Die Ölfarbe ist durch ihre hohe Leucht- und Deckkraft am besten für sein künstlerisches Anliegen geeignet.
Seit 2010 lebt und arbeitet Malte von Schuckmann in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein, wo er in seinem Atelier die Eindrücke, Skizzen und Fotografien zu eigenständigen Bildern verarbeitet, die er bei seinen Aufenthalten auf der Insel Sylt oder an anderen Orten an der Nordsee sammelt.
Wasser. Das ist das eine große Thema, das Malte von Schuckmanns Werk durchzieht. Wohin man schaut, immer trifft der Blick auf das nasse Element, um genau zu sein: die Nordsee. Mal blickt man über das weite Meer, das von einem wolkenverhangenen Himmel bedeckt ist, mal taucht man regelrecht in die Welle ein, weil man ihr so nah ist, mal kann man den Sand unter den anbrandenden und sich brechenden Wellen noch erahnen.
Man merkt sofort, dass Malte von Schuckmann in seinem Element ist. Das Wasser der Nordsee fasziniert ihn seit seiner frühesten Kindheit, und er kennt es tatsächlich von allen Seiten. Als leidenschaftlicher Surfer fühlt er die Welle und weiß, wann sie bricht, reitet auf ihr und lässt sich von ihr überrollen, taucht unter und schmeckt das Salz des Wassers auf den Lippen, kämpft mit dem Wind oder lässt sich von ihm tragen. Als klassischer Maler betrachtet er konzentriert das Meer, spaziert zu jeder Tageszeit am Strand entlang , fotografiert und skizziert die Wellen aus verschiedenen Perspektiven und lässt das Licht auf sich wirken. Zuhause im Atelier setzt er sich intensiv mit seinem Arbeitsmaterial auseinander, um ein neues Werk zu kreieren. Wichtig ist ihm dabei seine künstlerische Freiheit, denn es genügt ihm nicht, eines seiner Fotos präzise in Öl umzusetzen, sondern er „bastele seine Bilder“, wie er sagt, „aus verschiedenen Eindrücken und Vorlagen zusammen.“ In bis zu zwölf auf die Leinwand aufgetragenen Farbschichten entsteht in einem langwierigen Schaffensprozess gewissermaßen ein „Schuckmannscher Hyperrealismus“, der zwar fotorealistisch wirkt, aber eine zur Gänze eigene Komposition ist.
Malte von Schuckmanns beeindruckende Wasserporträts beamen den Betrachter im Bruchteil einer Sekunde an die Nordsee und üben auch auf diejenigen, die mit ihr weniger vertraut sind, eine große Faszination aus. Man meint das Meer rauschen zu hören und die salzige Seeluft riechen zu können.
Galerie Kersten (GK): Lieber Herr von Schuckmann, Sie sind nicht an der Nordsee aufgewachsen, sondern südlich von Hamburg am Rand der Lüneburger Heide. Von Meer und Strand ist da weit und breit keine Spur. Wie kam es zu Ihrer Leidenschaft für die Nordsee?
Malte von Schuckmann (MvS)MvS: Wir waren in den Ferien immer bei meinen Großeltern mütterlicherseits auf Sylt, sie hatten in Kampen eine Wohnung. Dort habe ich die Nordsee lieben gelernt und es entstand meine Leidenschaft für Wasser, Wellen und Himmel.
GK: Auf Sylt lernten sie als Kind auch den Maler Otfried Bleeker kennen. Hat er Sie beeinflusst?
MvS: Er war der erste richtige Künstler, den ich mit ungefähr elf Jahren kennengelernt habe. An seiner Galerie in Kampen bin ich immer vorbeigelaufen, und irgendwann habe ich mich mal getraut reinzugehen und ihm zu sagen, dass ich auch male. Bleeker forderte mich daraufhin auf, ihm mal was zu zeigen, hat dann ein gewisses Potential erkannt und mir viele Tipps gegeben. Also ja, ich würde schon sagen, dass Bleeker mich beeinflusst und geprägt hat. Er malte damals Landschaften und Blumen in zartem Pastell, sehr reduziert. Die Alten Meister und die realistische Malerei haben mich von allen Stilrichtungen immer am meisten fasziniert.
GK: Sie wehren sich gegen den Begriff des Fotorealismus für Ihre Bilder. Warum?
MvS: Das ist schwer zu beschreiben, aber Fotorealismus ist für mich etwas ganz Exaktes, Glattes. Für mich persönlich ist das Licht wichtig und auch, dass etwas Eigenes im Bild enthalten ist, damit meine ich meine eigene Komposition. Es wäre auf jeden Fall eine ganz falsche Vorstellung, dass ich am Strand ein Foto knipse und es dann einfach im Atelier abmale.
GK: Sie haben einen berühmten Vorfahren. Möchten Sie uns verraten, wer er ist?
MvS: Meine Mutter ist eine geborene Slevogt, und der Maler Max Slevogt ist mein Urgroßonkel. Mein Opa sagte immer: „Malte hat das Talent von Max!“
GK: Nun gilt der Impressionist Max Slevogt als begnadeter Landschaftsmaler und Meister des Lichts, der als einer der wenigen Künstler seiner Zeit das Atelier verließ und seine Motive in der freien Natur malte. Wie können wir uns Malte von Schuckmann beim Malen vorstellen – mit der Staffelei am Strand?
MvS: Oh nein, das ist der große Unterschied zu meinem Urgroßonkel: Ich male nicht im Freien, sondern in meinem Atelier. Allerdings bin ich zu den unterschiedlichsten Tageszeiten am Wasser zu finden und mache Fotos oder Skizzen, aus denen ich dann später im Atelier schöpfen kann.
GK: Und damit wären wir bei Ihrer Arbeitsweise, Herr von Schuckmann. Beschreiben Sie uns doch bitte, wie Ihre Bilder entstehen.
MvS: Fotos und Skizzen helfen mir, im Atelier meine Bilder zu komponieren, aber ich male sie nie exakt ab. Wahrscheinlich kommt mir auch zugute, dass ich Surfer bin und das Meer als Element von allen Seiten kenne. Hin und wieder stehe ich auch mit der Neoprenhose bekleidet direkt im Wasser und lasse mich vom Licht und Wasser inspirieren.
GK: Wie lange dauert es ungefähr, bis ein Bild fertig ist?
MvS: Mehrere Wochen, manchmal auch Monate. Jedes Bild besteht aus ungefähr zehn bis zwölf Schichten, und jede einzelne Schicht muss durchtrocknen, bis die nächste aufgetragen werden kann. Manchmal stehe ich mir auch selbst im Weg und bin schwer zufrieden zu stellen. Insbesondere bei der Darstellung des Schaums auf den Wellen habe ich eine extrem hohe Erwartung an mich selbst.
GK: Es fällt auf, dass auf Ihren Bildern keine Gegenstände, Tiere oder Menschen auftauchen. Warum ist das so?
MvS: Gegenstände haben mich noch nie bei meinen Bildern interessiert. Mittlerweile male ich tatsächlich nur das Meer, die Wellen, das Licht und den Himmel ohne jeglichen Gegenstand oder Menschen. Ein Leuchtturm oder Strandkorb könnte schnell kitschig wirken.
GK: Haben Sie auch schon mal ein anderes Meer gemalt? Könnten Sie sich beispielsweise mit dem Atlantik oder dem Mittelmeer anfreunden?
MvS: Das Mittelmeer ist eher ruhig – genauso wie die Ostsee. Wilde Wellen sind da erfahrungsgemäß eher selten. Der Atlantik würde mich allerdings schon reizen, z.B. bei der portugiesischen Stadt Nazaré, einem Surferparadies mit gigantisch hohen Wellen. Sowohl als Maler als auch als Surfer finde ich das durchaus attraktiv. Aber noch genügt mir die Nordsee. Trotzdem: „Sag niemals nie“!